Kulturstaatsministerin Claudia Roth gibt die ersten Preisträger*innen des neu geschaffenen EMIL_ Der Deutsche Preis für Schallplattenfachgeschäfte bekannt

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat heute im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in den Kölner Rheinterrassen die Gewinner*innen des EMIL_ Der Deutsche Preis für Schallplattenfachgeschäfte 2024 ausgezeichnet. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) verlieh in Zusammenarbeit mit dem Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen (VUT) erstmalig diesen neu geschaffenen Preis. Übergeben wurde die Preise durch Laudator*innen, die jeweils einen persönlichen Bezug zu den ausgezeichneten Läden haben.

Der EMIL_ ehrt Schallplattenläden als wichtige soziale und gesellschaftliche Orte und rückt ihre Bedeutung für die kulturelle Vielfalt und Bildung in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Denn inhabergeführte, stationäre Plattenläden tragen wesentlich zum Erhalt einer vielfältigen Musikkultur in Deutschland bei, gerade auch im ländlichen Raum. Schallplattenfachgeschäfte stärken als vielfältiger und unabhängiger Absatzmarkt zudem die Existenzgrundlage von Künstler*innen und ihren Partner*innen. Emil Berliner, der Erfinder der Schallplatte und des Grammophons, ist Namensgeber des Preises.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth: "Schallplatten und Schallplattenläden erleben seit Jahren ein Comeback. Dafür gibt es gute Gründe. Denn Vinyl ist einfach anders: Es ist nicht nur ein Tonträger, sondern ein Lebensgefühl. Wir feiern dieses Lebensgefühl mit dem EMIL_. Dieser Preis ist ein Fest der Schallplatte und der Schallplattenläden. Die Kulturpolitik setzt damit ein Zeichen der Wertschätzung für Plattenläden als unverzichtbare Kulturorte, wichtige soziale Treffpunkte und Orte der Subkultur."

Eine unabhängige, 9-köpfige Expert*innen- und Branchen-Jury hat aus insgesamt fast 100 Bewerbungen 14 Schallplattenläden in vier Kategorien ausgezeichnet: 'Bestes Schallplattenfachgeschäft' sowie 'Herausragendes Schallplattenfachgeschäft – Neugründung', 'Herausragendes Schallplattenfachgeschäft – Innovation' und 'Herausragendes Schallplattenfachgeschäft – strukturschwache Region'.

Bei der feierlichen Preisverleihung erfuhren die Inhaber*innen in welcher der Kategorien ihre Schallplattengeschäfte ausgezeichnet wurden.

Im Einzelnen wurden folgende Schallplattenläden mit dem EMIL_ 2024 ausgezeichnet:

Zehn Fachgeschäfte gewannen in der Hauptkategorie ‚Bestes Schallplattenfachgeschäft‘, dotiert mit jeweils 15.000 Euro:

Als 'Herausragendes Schallplattenfachgeschäft - Innovation' wurde darüber hinaus der Leipziger Schallplattenladen VARY prämiert und mit einem Preisgeld von 25.000 Euro bedacht. Der Plattenladen aus Freiburg erhielt 25.000 Euro in der Kategorie 'Herausragendes Schallplattenfachgeschäft - Neugründung' und als 'Herausragendes Schallplattenfachgeschäft - Strukturschwache Region' gewann Fatplastics aus Jena 25.000 Euro.

In der ersten Ausgabe des EMIL_ wurde zudem ein undotiertes Gütesiegel als 'Bestes Schallplattenfachgeschäft' an Coretex Records in Berlin vergeben, dessen Jahresumsatz in den vergangenen drei Jahren im Schnitt über einer Million Euro lag.

Alle ausgezeichneten Plattenläden erhielten das Gütesiegel als "Ausgezeichneter Ort der Kultur" zur Anbringung in ihren Läden sowie eine eigens hergestellte 7" aus Bio-Vinyl mit 2 Tracks (A-Seite: "Jumpin' At The Record Shop", B-Seite: "O Mr. soldier man - Miss Duggan's song", eine Originalaufnahme von Emil Berliner, dem Erfinder der Schallplatte).

Dr. Birte Wiemann, Vorstandvorsitzende des Verbands unabhängiger Musikunternehmer*innen (VUT): „Der Namensgeber des EMIL_, Emil Berliner, hat nicht nur das Grammophon und die Schallplatte aus der Taufe gehoben, sondern als Universalgelehrter auch eine Parkettart, das Mikrofon und den Hubschrauber erfunden. Berliner und unsere mit dem EMIL_ auszeichneten Betreiber*innen von Schallplattenfachgeschäften eint genau diese Wachheit, die Kreativität und der Antrieb, sich immer wieder neu aufzustellen. Sie schaffen Kultur, vollkommen unabhängig davon, ob sie in der Metropole oder im ländlichen Raum zu Hause sind. Ich möchte allen Preisträger*innen auch auf diesem Wege noch einmal herzlichst gratulieren und bedanke mich bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien für das dem VUT entgegengebrachte Vertrauen bei der Umsetzung des EMIL_– hoffentlich auch über 2025 hinaus!“
Die Verleihung in den Kölner Rheinterrassen ging nahtlos in eine Aftershow-Party über. Die Preisträger*innen waren eingeladen, eigene Platten mitzubringen und auf der Party aufzulegen.

Mehr Informationen unter deutscher-preis-fuer-schallplattenfachgeschaefte.de

Pressekontakt:
Kristian Müller/Dr. Kathrin Steinbrenner
SteinbrennerMüller Kommunikation
Telefon:+49 (0) 30-47372192
Email: mail@steinbrennermueller.de

Foto: Christian Rothe

Gemeinsam 18 Prozent: Ökosystem Musikwirtschaft wächst

"Musikwirtschaft wächst und lässt andere wachsen" – das ist die Kernbotschaft der Studie zur Musikwirtschaft 2024. Erste Ergebnisse zur wirtschaftlichen Leistung und Bedeutung der gesamten Musikbranche wurden schon im September im Rahmen des Musikdialogs Hamburg präsentiert und diskutiert. Der jetzt veröffentlichte Endbericht der Studie zeigt: In der Musikwirtschaft wachsen alle gemeinsam – denn der positive Trend der Gesamtzahlen schlägt sich in jedem einzelnen Teilbereich nieder. Die Branche zeichnet sich gleichzeitig durch besonders enge Verzahnung aus und das heißt, dass sie Erfolge und Risiken gemeinsam trägt. Die Kostensteigerungen etwa in der Konzertproduktion bewirken einerseits höhere Umsätze und setzen andererseits gerade kleinere Musikspielstätten und die Nachwuchsarbeit im Live-Bereich stark unter Druck.

Die deutsche Musikwirtschaft ist ein erheblicher und dynamisch wachsender Wirtschaftssektor, der im Jahr 2023 Umsätze in Höhe von etwa 17,4 Mrd. Euro erwirtschaftete. Die damit verbundene Bruttowertschöpfung lag bei ca. 6,6 Mrd. Euro. Damit ist die Gesamtleistung der stark untereinander verflochtenen Teilbereiche innerhalb der vergangenen fünf Jahre um 18 Prozent gewachsen (2019: 14,8 Mrd. Euro). Die Bruttowertschöpfung legte im selben Zeitraum sogar um 20 Prozent zu. Mit insgesamt 156.000 Erwerbstätigen im Jahr 2023 hat auch die Rolle der Branche als relevanter Arbeitgeber seit 2019 weiter zugenommen (+4 %). Diese Erfolgszahlen diskutierte die Branche bereits am 18. September auf dem traditionellen Musikdialog Hamburg auf Einladung der Senatskanzlei Hamburg und der Behörde für Kultur und Medien Hamburg mit dem Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher und Kultursenator Dr. Carsten Broda. Hier wurde gleichzeitig gemahnt: Umsatzsteigerungen sind keine Gewinnsteigerungen.

Durch Fertigstellung des Endberichts der Studie bestätigt sich nun im Detail, was für die gesamte Musikwirtschaft schon auf dem Musikdialog Hamburg thematisiert wurde: Auch alle einzelnen Teilbereiche der Musikwirtschaft sind in 2023 gewachsen, und das um bis zu 20% im Vergleich zu 2019.

 

Umsatz- und Erwerbstätigenzahlen der Teilbereiche der Musikwirtschaft

Umsatzstärkster Teilbereich mit 5,6 Milliarden Euro Umsatz und 58.000 Erwerbstätigen sind dabei die "Musikveranstaltungen", gefolgt von den "Musikaufnahmen" (4,2 Mrd. Euro Umsatz und rund 23.000 Erwerbstätige) und den "Musikinstrumenten" (2,9 Mrd. Euro bei 14.600 Erwerbstätigen). Weitere Teilbereiche sind Unternehmen, die vorwiegend als Musikverlag tätig sind (610 Mio. Euro) , der Musikunterricht (585 Mio. Euro), die Verwertungsgesellschaften (1,5 Mrd. Euro) und die Kreativen selbst (930 Mio. Euro).

Alle Teilbereiche der deutschen Musikwirtschaft leisten gemeinsam einen erheblichen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Aber mit steigender wirtschaftlicher Relevanz nimmt auch die gesellschaftliche und soziale Verantwortung zu. Aussagekräftig ist in diesem Zusammenhang etwa die Gehälter- und Lohnstruktur der Branche: Bei einer Bruttowertschöpfung von 6,6 Mrd. Euro in 2023 wurden 3,2 Mrd. Euro an Löhnen und Gehältern ausgezahlt. Im Vergleich zu 2,4 Mrd. Euro in 2019 ist das eine Zunahme von 33 %.

 

Enge Verzahnung und große Strahlkraft

Kollegialität und Schulterschluss zeigt sich auch in der Art und Weise, wie die Teilbereiche der Musikwirtschaft ihre Umsätze generieren – in enger Verflechtung, mess- und ablesbar an den Vorleistungen: Musikunternehmen beziehen von insgesamt 10,5 Mrd. Euro an Vorleistungen (Einkäufe von Waren und Dienstleistungen) im Jahr 2023 etwa 80 %, also 8,5 Mrd. Euro, von anderen Unternehmen in der Musikwirtschaft (vertikal integrierte Branche). Diese Verflechtung ist verglichen mit anderen Wirtschaftsbranchen (die deutsche Autoindustrie und Finanzbranche bezogen 44 % bzw. 34 % ihrer Vorleistungen aus ihrer eigenen Branche) besonders stark und während sie intern Abhängigkeiten schafft, macht sie die Musikwirtschaft gleichzeitig ein Stück weit unabhängiger gegenüber Entwicklungen in anderen Wirtschaftsbereichen.

Und während in der Musikwirtschaft der Erfolg der einen den Erfolg der anderen bedingt, bringt sie auch andere Branchen zum Strahlen: Ganze Branchen basieren auf den Produkten der Musikwirtschaft oder wären ohne diese undenkbar. Beispielsweise dienen Musikinhalte als wesentliche Inputs oder Musikequipment als notwendige Technik für die wirtschaftliche Aktivität in Branchen wie dem Rundfunk oder als Komplementärgüter für Konsumenten auf Musikreisen oder von Elektronikgeräten. Im Jahr 2023 lagen diese sogenannten Ausstrahlungseffekte bei etwa 28 Mrd. Euro Umsatz.

 

Die Zahlen ins Verhältnis gesetzt

Die Ergebnisse der Teilbereiche sind angesichts etwa der noch immer spürbaren Auswirkungen der Multikrisen durch die Corona-Pandemie und den Ukrainekrieg vor allem auf die Live-Branche, der dynamischen Entwicklungen auf dem Streamingmarkt oder der angespannten Situation für den Einzelhandel in den Ballungsgebieten eine weitere Erfolgsmeldung für die Musikbranche.

In Bezug auf die Kennzahlen der Bruttowertschöpfung und der Erwerbstätigen lassen sich Unterschiede zwischen den relativen Anteilen der verschiedenen Teilbereiche der Musikwirtschaft erkennen. Der Teilbereich Musikveranstaltungen hatte gemessen an der Bruttowertschöpfung im Jahr 2023 das größte Gewicht. Sein Anteil an der Bruttowertschöpfung der Musikwirtschaft lag bei 38 %. Darauf folgten die Teilbereiche Musikinstrumente und Musikaufnahmen mit 20 %, respektive 19 %.

Ein verändertes Bild zeigt sich, wenn man die anteilige Verteilung der Erwerbstätigen in den einzelnen Teilbereichen betrachtet. Zwar war der Teilbereich Musikveranstaltungen mit 37 % aller Erwerbstätigen in der Musikwirtschaft immer noch der größte Teilbereich, danach folgen jedoch die personenstarken Teilbereiche Musikunterricht (18 %), Kreative (17 %) und Musikaufnahmen (15 %).

Insgesamt spiegeln die Erfolgszahlen der Musikwirtschaft wider, dass die Menschen gerade in der heutigen Zeit nach kulturellen Ereignissen und Erlebnissen suchen. Musik, Show oder Spoken Word in all ihren Modi des Konsums und der Partizipation kann ihnen das bieten – was der Musikwirtschaft neben der erwiesenen ökonomischen Bedeutung gleichzeitig auch Verantwortung für die Gesellschaft überträgt.

Die Studie "Musikwirtschaft in Deutschland 2024" wurde vom volkswirtschaftlichen Beratungsunternehmen Oxford Economics unter der Leitung von Johanna Neuhoff durchgeführt im Auftrag von GEMA, GVL und führenden Branchenverbänden der Musikwirtschaft als Forum Musikwirtschaft (BDKV, BVMI, DMV, IMUC, SOMM, VUT) und EVVC. Gefördert wurde die Untersuchung von der Hamburger Behörde für Kultur und Medien und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

 

Der Endbericht der Studie "Musikwirtschaft in Deutschland 2024" samt beurteilender Statements aus den einzelnen Teilbereichen ist hier abrufbar.

Kritiker*innenpreise der unabhängigen Musikbranche in Hamburg verliehen

Sechs Künstler*innen, Musikunternehmer*innen und Projekte wurden am gestrigen Abend im Rahmen des Reeperbahn Festivals in Hamburg mit dem VIA, dem Kritiker*innenpreis der unabhängigen Musikbranche, geehrt. Mit den Preisen zeichnet der Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen (VUT) herausragende Talente aufgrund von Qualität, Neuartigkeit und unabhängig vom kommerziellen Erfolg aus.

Moderiert von Nina "Fiva" Sonnenberg, mit Porträtfilmen aller Nominierter, der vergangenes Jahr doppelt ausgezeichneten Künstlerin CATT als Liveact sowie Reden von Hamburgs Senator für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda und der VUT-Vorstandsvorsitzenden Dr. Birte Wiemann feierte die Independent Branche im Hamburger Schmidts Tivoli.

Die Preisträger*innen des VIA 2024 sind:

Als „Beste Newcomerin“ zeichnete die Jury die österreichische Künstlerin Uche Yara aus, die den Preis von Künstlermanagerin Sophia Fortmann entgegennahm. Über die Preisträger*innen entscheiden sechs Fachjurys, besetzt mit ausgewählten Expert*innen, die repräsentativ für die Vielfalt der unabhängigen Musikbranche ein breites Spektrum an Genres, Hintergründen, Businesserfahrungen und Geschäftsbereichen vertreten.

Die Fachjury für die Kategorie "Bester Act" votierte für Orbit als Preisträger. Musiker Joscha Becker von der Band Zimmer90 überreichte den Preis und ehrte in seiner Laudatio den DIY-Ethos hinter dem Community-Projekt des Produzenten Marcel Heym, der mit intimen akustischen Klängen und atmosphärischen Synthies besondere Soundlandschaft schafft.

Maureen Noe, Referentin beim Musicboard Berlin, hielt die Laudatio auf das diesjährige "Beste Album": Der Preis ging an Avantgarde-Pop-Künstler*in Kabeaushé für das Album "Hold On To Deer Life, There's A Blcak Boy Behind You!", das im Herbst letzten Jahres auf Monkeytown Records erschien. Zu Tränen gerührt nahm der Kenianische Wahlberliner Kabochi Gitau den Preis entgegen und dankte insbesondere seinem Team.

Als "Bestes Label" wurde die Berliner Firma Habibi Funk Records ausgezeichnet, die sich seit 2015 auf die Wiederveröffentlichung von Musik aus Nordafrika und Westasien spezialisiert hat. Laudator Sebastian Reier, musikalischer Leiter der Münchner Kammerspiele, der in seiner Rede Habibi Funk als Netzwerk würdigte, ohne das man bestimmte Jahrzehnte alte Musik nicht kennenlernen würde, überreichte den Preis an Labelgründer Jannis Stürtz.

In der Kategorie "Best New Music Business" wurde die Firma What Is Happening? I Feel It Everywhere! ausgezeichnet. Sie fungiert als Dach für verschiedene Geschäftsbereiche, wie Label, Verlag und Booking – gegründet und geleitet von der Berlinerin Henrietta Bauer, die die Trophäe zusammen mit ihrem Team von den Laudator*innen Katja Lucker (Initiative Music) und Daniel Meteo (Random Noize Musick) entgegennahm. Die beiden Fachjuror*innen betonten die Bedeutung der New Business-Kategorie und, dass es frische Ideen und junge Unternehmer*innen für die Zukunft der Musikwirtschaft braucht.

"Er macht Unsichtbares sichtbar" – mit diesen Worten ehrte Laudator Kai Fraeger vom Musikvertrieb Word And Sound Medien den Gewinner in der Kategorie "Bestes Experiment": Für das Projekt "Ray Collector" verschickte der Künstler Carsten Nicolai (auch bekannt unter dem Pseudonym Alva Noto) zehn Pakete von Berlin aus an verschiedene Orte. Jedes Paket enthielt eine leere Magnetbandkassette, einen Schwarz-Weiß-Film und einen Farbnegativfilm. Die Magnetbänder und lichtempfindlichen Filme waren während ihrer Reise elektromagnetischen Wellen und Strahlung ausgesetzt. Nach der Rücksendung an den Absender wurden die latenten Eindrücke entwickelt, digitalisiert und so sichtbar und hörbar gemacht. Sara-Lena Probst, Labelmanagerin bei Noton, nahm den Preis für Carsten Nicolai entgegen, der sich in einer Videobotschaft bei der Jury bedankte und den Preis unserer Vorstellungskraft widmete.

Dr. Carsten Brosda, Hamburgs Senator für Kultur und Medien: "Das Reeperbahn Festival lebt von einer bunten, lebendigen Musikszene. Diese feiern wir jedes Jahr gemeinsam mit dem VUT auch bei der Verleihung des VIA. Die diesjährigen Preisträger*innen machen deutlich, wie international und spartenübergreifend die unabhängige Musikbranche arbeitet. Hier entsteht Musik, die Menschen zusammenführt und Räume für Verständigung öffnet. Gerade in diesen Zeiten brauchen wir Musik, die Neugierde weckt, begeistert, Haltung zeigt und gerne auch Spaß macht."

Dr. Birte Wiemann, Vorstandsvorsitzende des VUT: "Während Swifties schon mutmaßen, dass Taylors zwölftes Album „Seashore“ heißen und im Sommer 2026 erscheinen wird, können wir heute schon die zwölfte Edition des VIA auf Basis reiner Fakten ohne Mutmaßung und Wunschdenken als äußerst gelungene Veröffentlichung feiern. Eine mit Highlights gespickte Shortlist und schlussendlich sechs hochverdiente Gewinner*innen veredeln nicht nur unsere Preisverleihung, sondern sorgen mit ihren Veröffentlichungen und Konzepten erfahrungsgemäß auch darüber hinaus für Furore und entzückte Fanherzen. Da müssen wir also nicht erst auf Taylor warten! Ich beglückwünsche alle Preisträger*innen, die einmal mehr unterstreichen, wie vielfältig, kreativ und eingängig die Indiebranche klingt und ziehe erneut meinen Hut vor den Jurymitgliedern, die es schaffen, diese besondere Vielfalt, Kreativität und Eingängigkeit mit leichter Hand aus den Einreichungen zu filtern. Ich freue mich schon jetzt auf die 13. Ausgabe des VIA!"

Der VUT dankt insbesondere der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, Merlin und der GVL als Hauptförderer der Awards, dem Reeperbahn Festival, der GEMA, Phononet, allen VUT-Freund*innen und Unterstützer*innen sowie den Medienpartnern ByteFM, DIFFUS, Kaput Mag und MusikWoche. Aufgrund der Großzügigkeit eines Hamburger Musikliebhabers ist der VIA mit 10.000 Euro dotiert.

 

Weitere Informationen:

Studie zur Musikwirtschaft in Deutschland 2024 in Hamburg vorgestellt

Die deutsche Musikwirtschaft ist ein erheblicher und dynamisch wachsender Wirtschaftssektor, der im Jahr 2023 Umsätze in Höhe von etwa 17,4 Mrd. Euro erwirtschaftete. Die damit verbundene Bruttowertschöpfung lag bei ca. 6,6 Mrd. Euro. Was die Musikwirtschaft dabei zusätzlich besonders macht: Die Branche generiert ihren wirtschaftlichen Erfolg im Schulterschluss ihrer einzelnen Teilbereiche. Von ihren Erfolgen profitieren unmittelbar und in steigendem Maße auch benachbarte Wirtschaftszeige wie Tourismus, Rundfunk, Technik oder Equipment.

Die weitreichenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie führten zu einem massiven Umsatzeinbruch in der Musikwirtschaft. Die vorliegende Studie zeigt, dass die Musikwirtschaft im Jahr 2023 ihr Vor-Corona-Niveau inzwischen ein- und sogar überholen konnte. Trotz der schwierigen Bedingungen konnte die Musikwirtschaft insgesamt im Vergleich zum Jahr 2019 ein Umsatzwachstum von 18 Prozent erzielen und ihre Bruttowertschöpfung um 20 Prozent erhöhen. Mit insgesamt 156.000 Erwerbstätigen im Jahr 2023 hat auch ihre Rolle als bedeutender Arbeitgeber weiter zugenommen (+4 %). Die wirtschaftliche Relevanz der stark untereinander verflochtenen Musikwirtschaft steigt somit insgesamt weiter. Diese Verflechtung zeigt sich vor allem daran, dass Musikunternehmen von insgesamt 10,5 Mrd. Euro an Vorleistungen im Jahr 2023 etwa 80 %, also 8,5 Mrd. Euro, von anderen Unternehmen in der Musikwirtschaft bezogen (vertikal integrierte Branche). Und dieses Netzwerk bringt auch andere zum Strahlen: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Musikwirtschaft mit ihren untereinander eng verflochtenen Teilbereichen "Musikveranstaltungen", "Musikaufnahmen", "Musikverlage", "Musikinstrumente", "Kreative", "Musikunterricht" und "Verwertungsgesellschaften" gehen weit über ihre eigene Tätigkeit und Nachfrage hinaus. Ganze Branchen basieren auf den Produkten der Musikwirtschaft oder wären ohne diese undenkbar. Beispielsweise dienen Musikinhalte als wesentliche Inputs oder Musikequipment als notwendige Technik für die wirtschaftliche Aktivität in Branchen wie dem Rundfunk oder als Komplementärgüter für Konsument*innen auf Musikreisen oder von Elektronikgeräten. Im Jahr 2023 lagen diese sogenannten Ausstrahlungseffekte bei etwa 28 Mrd. Euro.

Dies sind Ergebnisse der Studie "Musikwirtschaft in Deutschland 2024", die heute im Hamburger Atlantic Haus im Rahmen des "Musikdialog Hamburg" vorgestellt wurde. Damit liegen wieder aktuelle Zahlen des musikwirtschaftlichen Gesamtmarktes mit seinen wichtigsten Teilsektoren vor. Die Untersuchung wurde vom volkswirtschaftlichen Beratungsunternehmen Oxford Economics unter der Leitung von Johanna Neuhoff durchgeführt. Auftraggeber sind die zentralen Verbände und Verwertungsgesellschaften der Musikwirtschaft, Förderer sind die Hamburger Behörde für Kultur und Medien und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg: "Die Musikwirtschaftsstudie belegt wieder einmal eindrucksvoll, dass Musik nicht nur von grundsätzlicher kultureller Bedeutung ist, sondern auch ein starker Wachstumszweig mit einem hohen ökonomischen Stellenwert für unsere Gesellschaft. Die Umsätze der Branche haben inzwischen sogar das Vor-Corona-Niveau übertroffen. Die Studie analysiert auch die engen Verflechtungen der Teilbereiche innerhalb der Musikwirtschaft und zeigt, dass diese eine wichtige Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg und die Dynamik der Branche darstellen."

Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Ansprechpartner der Bundesregierung für die Kultur- und Kreativwirtschaft: "Ich freue mich, dass die Musikwirtschaft wieder wächst. Nach den schweren letzten Jahren geht es aufwärts. Das ist gut für die gesamte Kultur und Kreativwirtschaft."

Die Studie "Musikwirtschaft in Deutschland 2024" hat das Ziel, die volkswirtschaftliche Bedeutung der deutschen Musikwirtschaft in ihrer Gesamtheit zu erfassen und darzustellen. Die Musikwirtschaft, wie auch andere Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft, wird nur unzureichend in den amtlichen Daten der nationalen Statistikbehörden erfasst. Die Studie liefert daher einen wichtigen Beitrag, indem sie relevante Stakeholder besser über die Bedeutung der Musikwirtschaft in Deutschland informiert und fundiertere Entscheidungen ermöglicht. Sie baut methodisch auf Studien aus den Jahren 2015 und 2020 auf und erlaubt damit auch einen zeitlichen Vergleich.

Zur Berechnung der wirtschaftlichen Aktivität der Musikwirtschaft wurde ein Multi-Methoden-Ansatz verwendet. Um detaillierte Informationen zu den einzelnen Teilbereichen der Musikwirtschaft zu erheben, wurde eine Online-Umfrage unter deutschen Musikunternehmen und Selbstständigen der Musikwirtschaft durchgeführt. Es wurden Informationen zum Tätigkeitsbereich, den Umsätzen sowie der Einnahmen-, Kosten- und Beschäftigungsstrukturen abgefragt. Die Umfrageergebnisse wurden anschließend mit Daten der amtlichen Statistik, wie der Umsatzsteuerstatistik, Daten der Künstlersozialkasse, weiteren Studien und öffentlich verfügbaren Geschäftsberichten von relevanten Unternehmen hochgerechnet, um die gesamte Musikwirtschaft sowie ihre einzelnen Teilbereiche zu quantifizieren.

Der Studienbericht wird nach Fertigstellung im November auf den Websites der herausgebenden Verbände und Verwertungsgesellschaften, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK sowie der Behörde für Kultur und Medien der Stadt Hamburg zur Verfügung gestellt.

Ein Handout mit Kernergebnissen kann hier heruntergeladen werden.

Pressekontakt:
Factory 92 // Jan Clausen
clausen@factory92.eu

18 Künstler*innen, Projekte und Unternehmer*innen für Kritiker*innenpreise der unabhängigen Musikbranche nominiert

Insgesamt 18 Künstler*innen, Musikunternehmer*innen und Projekte stehen dieses Jahr auf der Shortlist des Kritiker*innenpreises der unabhängigen Musikbranche. Der VIA (VUT Indie Awards) zeichnet herausragende Talente der Independent-Branche in sechs Kategorien aus. Am 19. September werden die Preise im Rahmen des Hamburger Reeperbahn Festivals vergeben.

Zum 12. Mal verleiht der Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen (VUT) in diesem Jahr den VIA. Die Preise werden für Originalität und Qualität vergeben und nicht aufgrund von kommerziellem Erfolg. Die Verkündung der Gewinner*innen erfolgt im Hamburger Schmidts Tivoli im Rahmen des Reeperbahn Festivals auf einer Preisverleihung im Beisein der Nominierten, Laudator*innen und geladenen Gästen. Der VIA ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert.

Nominiert für den VIA 2024 in folgenden Kategorien sind:

Beste*r Newcomer*in
Get Jealous
Sira Faal
UCHE YARA

Bester Act
AGF
Husten
Orbit

Bestes Album
Ilgen-Nur – “It's All Happening”
Kabeaushé – “Hold On To Deer Life, There's A Blcak Boy Behind You!”
Róisín Murphy – “Hit Parade”

Bestes Label
Habibi Funk Records
Légère Recordings
Staatsakt

Bestes Experiment
Black Quantum Futurism
Carsten Nicolai – “Ray Collector”
Hildur Guðnadóttir, Sam Slater, James Ginzburg & Rully Shabara – “Osmium”

Best New Music Business
Rough Trade Retail Germany
seeqnc
What Is Happening? I Feel It Everywhere!

 

Bestimmt wird die Shortlist in einem mehrschrittigen Juryverfahren: Zunächst bringt die Gesamtjury – bestehend aus den Mitgliedern des VUT und weiteren 250 Profis aus allen Bereichen der Musikbranche – Vorschläge ein. Dabei kamen in diesem Jahr rund 560 Einreichungen zusammen. Die finale Entscheidung über die Shortlists und Preisträger*innen der einzelnen Kategorien treffen Fachjurys besetzt mit ausgewählten Expert*innen, die repräsentativ für die Vielfalt der unabhängigen Musikbranche ein breites Spektrum an Genres, Hintergründen, Businesserfahrungen und Geschäftsbereichen vertreten.

Dr. Birte Wiemann (VUT-Vorstandsvorsitzende): "Es ist jedes Jahr wieder spannend mit der Shortlist für unseren VIA auf Entdeckungsreise zu gehen und zu sehen, welche Perlen die Jurys der jeweiligen Kategorien aus der Fülle der Einreichungen herausgefiltert haben. Allein die Kategorie 'Bestes Album' schlägt einen aufregenden Bogen von Kenia über Deutschland nach Irland. Auf der VIA-Shortlist finden wir ausschließlich Künstler*innen, Projekte und Unternehmen, die eine Haltung und etwas zu sagen haben und konsequent ihren eigenen Weg gehen. Das ist nicht nur im Kontext der unabhängigen Musikbranche dieser Tage wichtiger denn je."

Detlef Schwarte (Festivalleiter Reeperbahn Festival): "Die vielleicht wichtigste Eigenschaft des VIA ist der unverbrüchliche Optimismus, der alle Verleihungen der vergangenen elf Jahre geprägt hat und sicher auch die zwölfte wieder prägen wird. Und das finde ich fantastisch, denn die Musik und ihre Künstler*innen haben Optimismus, Fröhlichkeit und positive Vibes verdient. Sie gehören ins Zentrum unserer Beschäftigung mit Musikkultur und Musikwirtschaft und haben mit den kleinen und mittleren Musikunternehmen die Partner*innen, die es braucht, um einfach immer weiterzumachen. Wir freuen uns, auch 2024 wieder Ort des Geschehens zu sein, und nehmen die VIA-Energie als Anreiz und Impuls."

Der VUT dankt insbesondere der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, Merlin und der GVL als Hauptförderer der Awards, dem Reeperbahn Festival, der GEMA, Phononet, allen VUT-Freund*innen und Unterstützer*innen sowie den Medienpartnern ByteFM, DIFFUS, Kaput Mag und MusikWoche.

 

Weitere Informationen:

 

Mentoringprogramm für FLINTA-Nachwuchs der Musikbranche sucht Mentees

MEWEM, das Mentoringprogramm für den weiblichen, trans und nicht-binären Nachwuchs in der Musikbranche, geht dieses Jahr in die sechste Runde. Interessent*innen aus ganz Deutschland können sich ab jetzt als Mentee bewerben! Außerdem stellt das Programm die Mentor*innen der diesjährigen Ausgabe vor.

Im Rahmen des fünfmonatigen Programms werden zehn Mentor*innen, die über langjährige Erfahrung in der Musikwirtschaft verfügen, mit zehn Nachwuchskräften (Mentees) zusammengebracht. Die Mentees werden durch den Austausch mit den "Role Models" nachhaltig bei ihrer beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung unterstützt.

Die Bewerbung auf die zehn Plätze ist ab jetzt bis zum 23. Juli über die diesen Link möglich. Jede sich als Frau, trans oder non-binär definierende Person, die die eigene Zukunft in u.a. den Bereichen Label, Verlag, Vertrieb, Live, Promotion, Management oder als selbstvermarktende Künstler*innen sieht und bereits erste Erfahrungen in der Musikwirtschaft mitbringt, kann sich bewerben.

Ziel des von der Deutschen Gesellschaft für Mentoring zertifizierten Programms ist es, dass langfristig mehr Frauen, trans und non-binäre Menschen die Musikbranche mitgestalten und sichtbarer werden. Studien unterstreichen immer wieder die Wichtigkeit von Vorbildern für die persönliche Entwicklung von FLINTA.

Die Personen, die in diesem Jahre ihre Erfahrungen und Expertise als Mentor*innen bei MEWEM einbringen werden, sind:

Dr. Birte Wiemann (Vorstandsvorsitzende VUT): "Wir freuen uns sehr, dass wir in Kooperation mit der Initiative Musik auch 2024 eine neue Runde MEWEM Mentoring einläuten können. Unter den aufstrebenden Nachwuchskräften ist das zertifizierte Programm zu einer festen Größe geworden, so dass uns die Verstetigung dieses so wichtigen Mentorings eine Herzensangelegenheit ist. Mit der breiten Expertise unserer diesjährigen Mentor*innen im Rücken blicken wir voller Spannung den Bewerbungen von maximal motivierten potenziellen Mentees entgegen, die ohne Frage die Zukunft unserer Musikwirtschaft bereichern werden."

Katja Lucker (Geschäftsführerin Initiative Musik): "MEWEM verkörpert Engagement für Vielfalt und Geschlechtergerechtigkeit, indem es wertvolle Mentoring-Beziehungen schafft und die nächste Generation kreativer Köpfe in der Branche stärkt. Als ehemalige Mentorin des Programms freut es mich ganz besonders, im Rahmen dieser Kooperation aus unserer Infrastrukturförderung unsere kontinuierlichen Bemühungen zur Unterstützung junger FLINTA* zu unterstreichen. Gemeinsam ebnen wir den Weg für eine gerechtere und kreativere Musiklandschaft."

MEWEM Deutschland wird vom Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen (VUT) in Kooperation mit der Initiative Musik durchgeführt. Gefördert mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

 

Weiterführende Informationen:

Mehr Musik! – Thesen zur "Zukunft der Musikwirtschaft in Deutschland durch Stärkung der musikalischen Bildung"

Die Musikwirtschaft fordert anlässlich der morgigen Fête de la Musique mehr musikalische Bildung und ein Ende der Debatte um den Wert und die Sinnhaftigkeit des Musikunterrichts an allgemeinbildenden Schulen.

Musikalische Bildungfördert wichtige demokratische Werte wie Teamarbeit, Kommunikation, gegenseitigen Respekt und kulturelle Vielfalt. Durch gemeinsames Musizieren lernen Menschen, zuzuhören, zusammenzuarbeiten und unterschiedliche Perspektiven zu schätzen – Fähigkeiten, die in einer demokratischen Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind. Gleichzeitig ist musikalische Bildung entscheidend für die Zukunft der Musikkultur und -wirtschaft in Deutschland. Sie fördert die gesellschaftliche Vielfalt in unseren Musikangeboten und hilft, das Publikum von morgen zu gewinnen.

"Ohne ausreichende musikalische Bildung als Grundlage riskieren wir nicht nur den Verlust zentraler sozialer Kompetenzen, sondern auch des künstlerischen Nachwuchses, künftiger Fachkräfte und des Interesses an unseren musikalischen Produkten ebenso wie die Unterstützung durch kulturpolitische Entscheidungsträger*innen", so die maßgeblichen Musikwirtschaftsverbände. Um das Bewusstsein für den Stellenwert musikalischer Bildung zu stärken, veröffentlicht das Forum Musikwirtschaft anlässlich der Fête de la Musique am 21. Juni ein politisches Thesenpapier.

Die Musikwirtschaft ist ein wesentlicher Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland. Mit jährlichen Gesamterlösen von knapp 15 Milliarden Euro und der Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze spielt die Branche eine entscheidende Rolle für Kreativität, Innovation und Wirtschaftswachstum.

Um die Musikwirtschaft und die musikalische Bildung nachhaltig zu fördern, sind nach Auffassung des Forum Musikwirtschaft mehrere Maßnahmen notwendig: ausreichende finanzielle Mittel, die feste Verankerung des Musikunterrichts im Bildungssystem und die Verbesserung der Ausbildung von Musiklehrkräften. Allgemeinbildende Schulen benötigen eine angemessene Ausstattung mit Musikinstrumenten und technischer Ausrüstung sowie eine enge Zusammenarbeit mit freien Musikschulen und dem lokalen Musikfachhandel. Außerschulische Angebote wie freie Musikschulen, Jugendzentren und Musikvereine müssen ausgebaut und finanziell unterstützt werden. Investitionen in musikalische Bildung sowie die Integration in Strategien zur Förderung der Kreativwirtschaft sind unerlässlich.

Darüber hinaus, sind sich die Musikverbände einig, sollte die Fête de la Musique stärker auch als nationales Kulturereignis begangen werden, um die Vielfalt der Musiklandschaft zu feiern und junge Talente sichtbar zu machen. Zudem sollte der KulturPass um das Angebot des Musikunterrichts erweitert werden, um den Zugang zur musikalischen Bildung an (freien) Musikschulen für alle zu verbessern.

 

Das Forum Musikwirtschaft besteht aus den sieben maßgeblichen Verbänden des Wirtschaftsbereichs. Im Einzelnen sind dies der BDKV (Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft), der BVMI (Bundesverband Musikindustrie), der DMV (Deutscher Musikverleger-Verband), IMUC (Interessenverband Musikmanager & Consultants), LIVEKOMM (Verband der Musikspielstätten in Deutschland), SOMM (Society Of Music Merchants) und der VUT (Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen). Es umfasst damit die wesentlichen Sektoren der Musikwirtschaft, die durch ihre komplexen Wertschöpfungsstrukturen eng miteinander verzahnt sind. Das Forum versteht sich als Diskursraum, in dem zentrale Themen der Musikwirtschaft identifiziert und erörtert werden, um sie an die Politik und die Öffentlichkeit zu adressieren. Die Kooperation ist getragen von dem Verständnis, sich auch mit anderen Marktteilnehmenden auszutauschen und damit situationsabhängig die Sicht aller Branchenakteur:innen in ihrer Gesamtheit zu reflektieren. Das Forum versteht sich nicht als Dachverband der Branche. Vielmehr werden gemeinsame Themen gemeinschaftlich nach außen getragen, wobei jeder Verband dabei vorrangig die Interessen seiner Mitglieder vertritt und für diese spricht. Das Forum Musikwirtschaft ist dem kulturellen und sozialen Wert der Musik in der Gesellschaft verpflichtet ebenso wie der Gestaltung der Branche nach den Grundsätzen ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit.

VUT sieht in Spotify-Neuregelungen nicht gerechtfertigte Umverteilung und kritisiert intransparente Datenlage

Anlässlich der Veröffentlichung neuer Richtlinien für die Vergütung von Musik bei Spotify zum 1.1.2024, legt der VUT eine Analyse der Kernprobleme dieser Änderungen aus Sicht der unabhängigen Musikunternehmer*innen vor und zeigt Alternativen für ein transparentes und faires Streaming auf. Die Stellungnahme ist unter diesem Link abrufbar. 

Noch im ausgehenden Jahr 2023 übten Künstler*innen, Labels, Aggregatoren, Branchenverbände und nicht zuletzt Abonnent*innen scharfe Kritik an den von Spotify angekündigten Änderungen – insbesondere einer neu eingeführten 1.000-Stream-Schwelle, nach der die Plattform keine Vergütung mehr für Tracks auszahlt, die nur wenig gestreamt werden. Als Interessenvertretung der kleinen und mittleren Unternehmer*innen der deutschen Musikwirtschaft, zu denen neben selbstvermarktenden Künstler*innen, Labels, Verlage, Vertriebe und Produzent*innen gehören, können wir diese Veränderungen und die Argumentation der Plattform nicht unwidersprochen stehen lassen.

Die Neuregelungen betreffen eine ganze Breite von Marktteilnehmer*innen, aber vornehmlich jene Rechteinhaber*innen von Tracks, die in 12 Monaten weniger als 1.000 Streams und/oder von weniger als 50 "unique users" erreicht haben. "Grundsätzlich übersieht die Fokussierung auf Einzeltracks, dass Künstler*innen in der Regel mehre Tracks auf den Streamingdiensten bereitstellen, z. B. auf einem Album", analysiert VUT-Vorstandsvorsitzende Dr. Birte Wiemann. "Zwar tragen sie mit ihrer Angebotsvielfalt weiterhin zur Attraktivität des Marktführers bei, erhalten für die Streams aber keine Vergütung mehr."

Der VUT sieht in den Neuregelungen eine ungerechtfertigte Umverteilung und ein weiteres Abrücken von einer transparenten Datenlage sowie dem Goldstandard der nutzungsbasierten Vergütung. Eine wirksame Bekämpfung von Streaming-Betrug durch die 1.000-Stream-Schwelle erschließt sich ebenso nicht, wie die Bezeichnung der Nichtvergütung als "Wohltat für Künstler*innen".

Dr. Birte Wiemann: "Die Nichtvergütung von wenig gestreamten Tracks ignoriert auch die Tatsache, dass alle Branchenteilnehmenden in einem gemeinsamen Boot sitzen: Ohne Veröffentlichungen der Newcomer*innen von heute – und diese fangen oft mit ein paar hundert Streams von Freund*innen und Familie an – keine millionenschweren Weltstars von morgen. Einer Demonetarisierung folgt eine Demotivierung. Wir sollten uns also fragen: Wie können wir als Branche insgesamt Anreize schaffen, sich künstlerisch auszuprobieren, neue Musik zu schaffen und das vielfältige Angebot von morgen zu erhalten?"

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Willkürliche Kappung von Streaming-Einnahmen? – Gemeinsames Statement zum voraussichtlichen Spotify-Vergütungsmodell

Meldungen der letzten Woche ("From next year, tracks on Spotify will have to be played 1,000 times before they start earning money", Music Business Worldwide) haben unter Musiker*innen und unabhängigen Musikunternehmer*innen für Verwunderung gesorgt. Laut diesen soll ab 1. Januar 2024 nur noch dann für das Streaming eines Tracks Geld von Spotify an die Rechteinhaber*innen fließen, wenn jener innerhalb eines Jahres mehr als 1.000 Mal gestreamt wurde.

Schätzungsweise erreichen zwei Drittel der Tracks auf Spotify diesen Schwellenwert nicht (vgl. Musikwoche 46/2023, S. 3). Künftig gingen sie demnach komplett leer aus, auch wenn sie beispielsweise 999 Streams vorweisen. Die so nicht mehr ausgezahlten Gelder sollen auf die Tracks verteilt werden, die mehr als 1.000 Mal gestreamt wurden. Das Ergebnis ist eine wirtschaftliche Umverteilung in Millionenhöhe. Die nicht mehr nutzungsbasiert vergüteten Tracks sollen jedoch Teil des Spotify-Katalogs auf der Plattform bleiben und dort weiterhin für ein breitgefächertes Angebot des Marktführers sorgen.

Für den Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e. V. (VUT) und PRO MUSIK - Verband freier Musikschaffender e.V. wäre diese Umverteilung auf Kosten wenig gestreamter Tracks ein schlechtes Signal an die Musikbranche.

"Man könnte argumentieren, dass es für 1.000 Streams insgesamt keine fünf Euro gibt. Dabei bleibt aber außer Acht, dass es Künstler*innen gibt, bei denen gleich mehrere Songs in ihrem Katalog nicht diese Schwelle erreichen. Diesen Artists fehlt dann insgesamt dennoch ein nennenswerter Betrag pro Jahr. Abgesehen davon hat es nichts mit Wertschätzung oder Respekt zu tun, eine künstlerische Leistung schlicht nicht mehr zu vergüten", erläutert Christopher Annen, Vorstandsvorsitzender von PRO MUSIK.

"Sollte Spotify diese Pläne tatsächlich so umsetzen wollen, wäre das schockierend. Seit wann darf der Lizenznehmende entscheiden, ob er die vertraglich vereinbarte Bezahlung leisten will oder nicht? Zudem gibt es ein gesetzliches Recht auf angemessene Vergütung für jede wirtschaftliche Musiknutzung. Wenn Spotify diese nun vorenthalten will, ist das für uns nicht hinnehmbar. Das gilt umso mehr, da Spotify die betroffenen Tracks weiter anbieten will und der Schwellenwert willkürlich gewählt zu sein scheint", ergänzt Dr. Birte Wiemann, Vorstandsvorsitzende des VUT.

Beide Verbände lehnen die oben genannte Veränderung des Spotify-Vergütungsmodells ab. Weiterhin fordern sie den Marktführer dazu auf, ausnahmslos nutzungsbasiert zu vergüten und auch mit Künstler*innen und Independent-Vertreter*innen der Branche über Neuerungen in der Vergütungsstruktur ins Gespräch zu kommen.

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"100 Jahre Radio – Hört. Nie. Auf."

Im Zusammenhang mit der geplanten Programmreform des BR unterstreicht auch das Forum Musikwirtschaft zusammen mit dem Deutschen Musikrat, der GEMA und der GVL die nach wie vor hohe Relevanz des Mediums Radio für die Musikbranche, insbesondere mit Blick auf lokales Repertoire und Newcomer*innen.

"Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin im Vox Haus. Auf Welle 400 Meter" – so begann am 29. Oktober 1923 das erste offizielle Rundfunkprogramm in Deutschland. Seither handelt es sich in erster Linie um eine Erfolgsgeschichte: Für viele Menschen spielt das Radio immer noch eine sehr gewichtige Rolle. Musik an sich ist einer der nachgefragtesten Inhalte, und das Radio erfreut sich als Musikmedium immer noch großer Beliebtheit, auch bei jüngeren Menschen. 2022 lag das Radio mit einer Nutzungszeit von 27,1 % vor allen anderen Musikmedien, Audio-Streaming eingeschlossen (vgl. Musikindustrie in Zahlen 2022, Jahrbuch des Bundesverbandes Musikindustrie, April 2023, S. 24, Abb. 15), entsprechend relevant ist das Radio für Hörbarkeit und Präsenz von Künstler*innen und die hinter ihnen stehenden Branchenpartner in Deutschland auch und gerade, wenn es um den Aufbau von Newcomer*innen und um lokales Repertoire sowie um Special-Interest-Genres wie z.B. Hip Hop oder den Jazz geht. Darüber hinaus hat die Präsenz im Radio Einfluss auf die Einkünfte von Musikschaffenden, denn je nachdem, wie häufig Künstler*innen im Radio gespielt werden, desto mehr Geld erhalten sie und ihre Partner*innen am Ende über die Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften.

Wird am Programm gespart, werden lineare Sendeflächen für Musik zusammengestrichen, bedeutet das nicht nur weniger kulturelle Vielfalt durch Poolbildung, sondern zieht auch ein erhebliches wirtschaftliches Problem für viele Künstler*innen und Teile der Branche nach sich.

Bildungs- und Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hebt vor allem drei Grundsätze für sein Programm hervor: Unabhängigkeit, Qualität und Vielfalt. Zur Unabhängigkeit zählt beispielsweise, dass er durch das Finanzierungssystem unabhängig berichten soll und ihm so eine wichtige Aufgabe bei der Meinungsbildung zukommt. Das Programm soll von hoher Qualität sein und Information, Bildung und Unterhaltung umfassen; hier spielt auch die Einbindung von Fachredakteur*innen eine wesentliche Rolle. Der dritte Grundsatz: Vielfalt. Programme sollen eine große Bandbreite an unterschiedlichen Inhalten aufzeigen und so die unterschiedlichsten Menschen ansprechen. Die Rundfunkanstalten haben nicht nur die Freiheit, ihre Programme unter einem geringeren ökonomischen Druck, wie er beispielsweise aufgrund von Quoten und Werbeeinnahmen entsteht, zu gestalten, sondern auch die Pflicht, kulturelle Vielfalt abzubilden und zu sichern.

Der Rapper Sagat zum Beispiel fragt: "Warum höre ich jedes Mal, wenn ich das Radio einschalte, die gleichen fünf Lieder? Fünfzehnmal am Tag, drei Monate lang? Mann, das ist scheiße! Holt Euch einen neuen DJ!" (Sagat – Funk That / Fuck That)

Appell: Der Kulturauftrag der öffentlich-rechtlichen Radiostationen sollten erfüllt und musikalische Vielfalt präsentiert werden. Das bedeutet zum einen, dass das Repertoire von Newcomer*innen und lokales Repertoire mehr Sicht- und Hörbarkeit im Programm erhalten sollte. Zum anderen bedeuten Vielfalt und die Abbildung der Musiklandschaft, dass sowohl nationales als auch internationales Repertoire gespielt, dass nicht nur etablierte, sondern auch aufstrebende Newcomer*innen, dass die unterschiedlichen Genres und innerhalb dieser die unterschiedlichen Ausprägungen im Radio gespielt werden. So können die öffentlich-rechtlichen Radios selbst einen Beitrag zur Nachwuchsförderung leisten. Bezogen auf die Bandbreite an Formaten fordern wir eine deutlichere Abgrenzung zum Programm der privaten Sender. Kontraproduktiv sind unseres Erachtens in diesem Zusammenhang aktuelle Bestrebungen, innerhalb der Programmreform lineare Sendestrecken im Abendprogramm zusammenzulegen oder einen Abbau des täglichen Sendungs-Angebots vorzunehmen.

 

Das Forum Musikwirtschaft besteht aus den sieben maßgeblichen Verbänden des Wirtschaftsbereichs. Im Einzelnen sind dies der BDKV (Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft), der BVMI (Bundesverband der Musikindustrie), der DMV (Deutscher Musikverleger-Verband), der IMUC (Interessenverband Musikmanager & Consultants), die LIVEKOMM (Verband der Musikspielstätten in Deutschland), SOMM (Society Of Music Merchants) und der VUT (Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen). Es umfasst damit die wesentlichen Sektoren der Musikwirtschaft, die durch ihre komplexen Wertschöpfungsstrukturen eng miteinander verzahnt sind. Das Forum versteht sich als Diskursraum, in dem zentrale Themen der Musikwirtschaft identifiziert und erörtert werden, um sie an die Politik und die Öffentlichkeit zu adressieren. Die Kooperation ist getragen von dem Verständnis, sich auch mit anderen Marktteilnehmern auszutauschen und damit situationsabhängig die Sicht aller Branchenakteure in ihrer Gesamtheit zu reflektieren. Das Forum hat keine feste Verbandsstruktur und strebt auch nicht die Position eines Dachverbands der Branche an. Vielmehr werden gemeinsame Themen gemeinschaftlich nach außen getragen, wobei jeder Verband dabei vorrangig die Interessen seiner Mitglieder vertritt und für diese spricht.