GEMA-Reform Live (Verteilung und Kulturförderung)
Der VUT vertritt Independent Autor*innen und Musikverlage aus dem sogenannten U- sowie dem sogenannten E-Bereich. Wir begrüßen, dass die GEMA uns in ihre Vorhaben zu "Reform Live" einbezieht und wir setzen auf konstruktive Ansätze und Vorschläge, die wir wiederum unseren Mitgliedern über die MVV (Musikverlage im VUT) übermitteln können. Ebenso begrüßen wir grundsätzlich den solidarischen Leitgedanken im vorgestellten Reformvorhaben. Wir unterstützen es, weg von der Differenzierung von "U" und "E" hin zu einer vielfältigeren Bewertung zu kommen. Jene Differenzierung ist schon länger in der Kritik und wird von vielen als überholt empfunden. Der VUT setzt sich auch für die Öffnung bzw. Erhöhung von öffentlichen Fördertöpfen ein, die Künstler*innen verschiedener Genres fördern. Denn "Prekariat" gibt es in allen Genres.
Um die Auswirkungen der geplanten "Reform Live" besser beurteilen zu können, wären konkrete Zahlen/Beispielrechnungen hilfreich. Die Debatte auf theoretischer Ebene zu führen, ist schwierig. Aus unserer Sicht ist bisher nicht vollständig transparent, wie sich die "Umverteilungen" in der Anwendung, auch mit Blick auf zukünftige Modelle, darstellen. Vor allem wäre dies hilfreich vor dem Hintergrund des über die Jahre angehäuften Misstrauens unter GEMA-Mitgliedern, das sich auf der Grundlage von Intransparenz und unvollständiger Kommunikation gebildet hat. Es bleibt ein Gefühl, nicht alle relevanten Informationen vorliegen zu haben, um eine fundierte Diskussion führen oder gar abstimmen zu können.
Reform der Kulturförderung
- Wir plädieren für die Beibehaltung des 10%-Abzugs.
- Die von Autor*innen und Vertreter*innen der E-Sparte vorgetragenen Probleme und Nöte sind die gleichen, mit denen sich auch das Independent-Repertoire konfrontiert sieht: kleine Spielstätten, knapper Raum für Experimentelles und Neues, Herausforderungen in der Entwicklung von Newcomer*innen etc.
- Deshalb begrüßen wir die Überarbeitung der Kulturförderung hin zu einer genreunabhängigen, gerechten, vielfältigen Förderung. Denn auch in der U-Sparte der Independents gibt es musikalische Nischen und Projekte, die eine kulturelle Förderwürdigkeit haben.
- Wir begrüßen und erwarten, dass die Bewertung der kulturellen Förderwürdigkeit nicht nur nach Spielorten erfolgt, sondern dafür weitere Kriterien entwickelt werden. Hier bieten wir gern unsere Mitarbeit an.
- Die Mittel für Wertung von Verlagen und Autor*innen müssen so hoch wie möglich erhalten bleiben, da diese Erlöse z.B. für Independent-Verlage ein wichtiges finanzielles, existenzielles Standbein bedeuten. Aus diesem heraus wird beispielsweise die Unterstützung von Newcomer*innen realisiert, die sich oftmals wirtschaftlich (noch) nicht rentieren.
- Wir verstehen den gesetzlich verankerten Kulturauftrag der GEMA als eingebettet in das gesamtgesellschaftliche Arrangement der deutschen Kulturförderung und weisen behauptete Ansprüche auf die von der Vergütung abgezogenen Mittel durch Nicht-GEMA-Mitglieder als unbegründet zurück. Die von der GEMA in Deutschland inkassierten Beträge preisen die Kulturförderung bereits ein. Eine Verringerung der GEMA-internen solidarischen Förderung zugunsten einer Erhöhung der Ausschüttung an jegliche Berechtigte auch jenseits der GEMA bedeutete eine Zweckentfremdung von Ausgaben der deutschen Musiknutzer*innen.
neue Sparte KUK ("Kunstmusikkonzerte") und Verteilung
- Die Kollektivverteilung sollte aufrechterhalten und keine Nettoeinzelverrechnung umgesetzt werden. Von der Nettoeinzelverrechnung profitieren vor allem Autor*innen, die bei umsatzstarken Veranstaltungen aufgeführt werden. Dies ist selbst unter der Bevorzugung von Inkassogenauigkeit über Werknutzungsgenauigkeit als Maßstab für Verteilungsgerechtigkeit nicht sachgerecht, solange die Inkassi nicht den tatsächlichen Marktwert bzw. die tatsächliche Marktnachfrage abbilden. Aufgrund von geförderten Spielstätten und Veranstaltungen sowie aufgrund von Mischkalkulationen aus inkassorelevanten und inkassounrelevanten Einkommen auf Lizenznehmer*innenseite bildet das Inkasso nicht den Wert einer Aufführung korrekt ab.
- Mit der Kollektivverteilung findet momentan bei der E-Verteilung aber auch bei INKA zudem eine solidarische Kulturförderung von Nischenrepertoire, Newcomer*innen etc. statt. Diese ist wesentlich eleganter, ressourcensparender und allgemeiner umgesetzt als die bestehenden und geplanten zusätzlichen Förderaspekte innerhalb der Verteilung.
Ansprechpartnerin im VUT: Dorette Gonschorek (Sprecherin MVV – Musikverlage im VUT)
Diese Position des VUT – Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen e. V. bezieht sich auf die bis zum 20. März im VUT bekannten Informationen zur "Reform Live" der GEMA.